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Möglicherweise liegt in dieser Geometrie der Schlüssel zu einem der (vielen) Probleme der Alpengeologie, dem Widerspruch der sedimentären und thermo-metamorphen Geschichte der westlichen Alpen. So konnten Oberhänsli et al. (1985) in der Sesia-Lanzo-Zone an Metagraniten Rb-Sr-Alter von 130 Mio. J. nachweisen. Auf dem gegenüberliegenden Nordufer des Südpenninikums (Dora Maira-Massiv) wurden Alter hochdruck-metamorpher Gesteine zwischen 105 und 95 Mio. J. bestimmt (Monié & Chopin, 1991; Chopin, 1984). Wenn auch nicht alle diese Messungen unstrittig sind (vgl. Tilton et al., 1989), so stehen sie doch eindeutig im Widerspruch zur sedimentären Überlieferung, die ein extensionales Regime anzeigt (Stampfli, 1993; Florineth & Froitzheim, 1994; Dewey et al., 1989). Um diesen Konflikt zu umgehen, wurden verschiedene paläogeographische Modelle entwickelt (z.B. Hunziker et al., 1989; Mattauer et al., 1987; Avigad et al., 1993). Letztlich bleiben aber alle diese Modelle unbefriedigend, da sie den fundamentalen Gegensatz zwischen sedimentärer und metamorpher Überlieferung zwar abmildern, aber nicht aufheben können.
In dem von mir vorgeschlagenen Modell könnten die metamorphen Einheiten in räumlicher Nähe (d.h. wenige hundert Kilometer) zu den Sedimentbecken entstanden sein. Der Transport in ihre heutige Position (d.h. relativ zu den Sedimenten) erfolgte entlang von Seitenverschiebungssystemen, die sich aus Geometrie und Wanderpfad der beteiligten Platten ergeben (s.u.).