1822 publizierte Jean-Baptiste-Joseph Fourier sein Buch ,,Die analytische Theorie der Wärme``. Hierin gelang es ihm zu zeigen, daß man eine unstetige, d.h. sprunghafte Funktion durch die Summe unendlich vieler Sinusfunktionen darstellen kann. Somit wurde es möglich, einen physikalischen Prozeß, den man anhand der zeitlichen Änderung einer Größe h(t) charakterisieren kann (z.B. der Corg-Gehalt in Abhängigkeit vom Alter), durch eine Summe von Sinusfunktionen, die durch ihre Amplituden H(f ) in Abhängigkeit von der Frequenz charakterisiert werden, zu beschreiben. h(t) und H(f ) sind also zwei verschiedene Repräsentationen der gleichen Funktion. Mit Hilfe der Fourier-Transformation kann man zwischen den beiden Darstellungen wechseln:
Trägt man die Frequenzen auf der x-Achse und die zugehörigen Amplituden auf der y-Achse auf, erhält man ein Frequenzspektrum. Enthält die Funktion h(t) periodische Anteile, werden die Amplituden der Frequenzen, die die periodischen Anteile betreffen, größer sein als die Amplituden, welche die nicht-periodischen Anteile beschreiben.
Beim Übergang zu diskret gemessenen Daten werden die Zusammenhänge
schwieriger. Mißt man eine Funktion h(t) in den Zeitabständen
t, so gibt es eine spezielle Frequenz fc, die sogenannte
Nyquist-Frequenz
Zur Fourier-Transformation wird ein leicht modifizierter Algorithmus
der sogenannten ,,Fast Fourier-Transformation`` (FFT) aus
Press et al. (1992) benutzt. Das Programm ist so modifiziert worden, daß
das resultierende ,,Frequenz-Spektrum``, unabhängig von der
Beprobungsrate und der Profillänge, in das Intervall
zwischen 0 und 1 abgebildet wird. Das heißt, ein Signal das nur aus
einer Frequenz besteht, hätte im zugehörigen Frequenz-Spektrum den
Amplitudenwert eins. Die Transformation ist außerdem so gewählt,
daß wenn das zu untersuchende Signal aus zwei Frequenzen bestände von
denen die eine doppelt so stark ist wie die andere, die Amplituden im
Frequenzspektrum H(f ) sich ebenfalls wie eins zu zwei verhalten. Um
die Lesbarkeit der Analysen zu erhöhen, wurden die Amplituden H(f )
in Abhängigkeit von der Periodenlänge (d.h.
H(
))
ausgedrückt, so daß in den Diagrammen direkt die Periodenlänge in
Zentimetern abgelesen werden kann.
Um die Signifikanz der FFT-Ergebnisse zu beurteilen, werden häufig Vertrauensintervalle angegeben. Da natürliche Ereignisse, wie zum Beispiel Erdbeben, Abflußschwankungen oder Niederschlagsmengen, in der Regel quasi-periodische Prozesse darstellen (Mandelbrot, 1983), liefert die Analyse solcher Prozesse in jedem Fall signifikante Frequenzen. Aus diesem Grund verzichte ich auf die Angabe von Vertrauensintervallen.
Stattdessen soll das Ergebnis mit dem Spektrum eines ,,natürlichen`` quasi-periodischen Prozesses verglichen werden, dem sogenannten ,,roten Rauschen`` (Voss & Clarke, 1975; Voss, 1982). Die Chaosforschung ermöglicht die mathematische Modellierung solch quasi-periodischer, aber zufälliger Prozesse. Im vorliegenden Fall wird ein fraktales Rauschen (Voss & Clarke, 1975) der Dimension 0.2 und 0.5 benutzt (Abb.2.8).
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Ein weiterer kritischer Punkt bei der FFT-Analyse betrifft das Problem der Stationarität. Das bedeutet, daß sich das Zeitintervall zwischen den einzelnen Proben nicht ändern darf - ein bei geologischen Profilen nicht zu unterschätzendes Problem. Um das Kriterium der Stationarität erfüllen zu können, müssen die vorliegenden Daten zunächst in eine stationär beprobte Zeitreihe überführt werden. Es wird dabei implizit angenommen, daß sich die Zeitachse prinzipiell durch ein zehnfach feineres Muster beschreiben läßt. Die fehlenden Zwischenwerte werden dabei durch lineare Interpolation gewonnen. Die resultierende Meßreihe wird dann anschließend mit einem definierten Zeitschritt neu abgetastet. Da per Definition der Aluminiumgehalt ein Maß für die relative Sedimentationsgeschwindigkeit darstellen soll (siehe Abschnitt.2.3), wird die Abweichung vom Mittelwert zur Korrektur der Probenabstände benutzt:
Diese Daten werden vor der Fourier-Transformation noch einer Mittelwertskorrektur unterworfen und in das Intervall [0,1] projiziert. Um unerwünschte, Analysen-bedingte Artefakte zu unterdrücken, wird die resultierende Meßreihe anschließend bis zur nächst größeren Potenz zur Basis 2, mit Nullen aufgefüllt (zero-padding; Press et al., 1992).Um aus den bei der FFT erhaltenen Periodenlängen Frequenzen zu berechnen, muß die Sedimentationsrate bestimmt werden. Hierzu stehen die stratigraphischen Grenzen Tristel-Formation/Flysch-Gault (tiefes Apt) und Flysch-Gault/Reiselsberger Sandstein (unteres Cenoman) zur Verfügung (Pflaumann, 1964). Legt man die Zeitskala von Harland et al. (1990) zugrunde, so ergibt sich ein Zeitraum von rund 24 Mio.J. (s. Abb.1.4). Bei einer Mächtigkeit des Flysch-Gault von 220 m und unter der Annahme, daß das Erosionspotential der Trübeströme etwa der Mächtigkeit der abgelagerten Turbidite entspricht (s. Abschnitt3.4), ergibt sich eine Sedimentationsrate von etwa 9 mm/ka. Obwohl dieser Wert aufgrund des Fehlens einer Stufengliederung des Apts und Albs für den Flysch-Gault mit Unsicherheiten behaftet ist, entspricht er größenordnungsmäßig dem Wert aus ähnlichen, aber stratigraphisch besser gegliederten Becken, wie zum Beispiel dem Kap Verde-Becken (8 mm/ka im späten Apt; Dean et al., 1978).
Die so erhaltenen Frequenzen sind in den FFT-Diagrammen als zweite Skala mit angegeben (Abb.2.8). Da sich bei der späteren Auswertung der Daten gezeigt hat, daß sich bei Korrektur der Sedimentationsrate von 9 mm/ka auf 7.5 mm/ka eine gute Übereinstimmung der kretazischen Milankovic-Frequenzen (Berger & Loutre, 1989) mit den hier gemessenen Perioden ergibt, wurde für die Umrechnung der auf 7.5 mm/ka korrigierte Wert benutzt (s. auch Abschnitt5.4).